Denken, Gefühle, Transzendenz
Kann man der physischen Dimension nicht nur den Körper, sondern auch psychologische Elemente zuordnen wie das Denken und Gefühle?
Gehören die Emotionen zu unserer Biologie oder sind sie Teil einer transzendenten Dimension des Wesens? Sollte man die einen dem Physiologischen, wie z.B. Angst, Hass, Eifersucht und Rache, hingegen andere dem Spirituellen zurechnen, wie Mitgefühl, Toleranz und Liebe? Was ist mit den sexuellen Gefühlen?
Der Fortschritt der Neuropsychologie zeigt, dass die Emotionen direkt mit der Aktivierung gewisser Hirnregionen verbunden sind. Das spricht für eine physische Zugehörigkeit. Moral und Religion geben jedoch den Gefühlen eine wichtige Rolle in der Beziehung zum Göttlichen. Sie hätten eine direkte Auswirkung auf unsere spirituelle Entwicklung (ein Konzept, das es noch zu definieren gilt). Dieselbe Situation finden wir für das Denken vor, welches mit dem Funktionieren des Gehirns verbunden ist und ebenfalls als den Weg zum Spirituellen öffnend oder schließend angesehen wird. Ein Beispiel ist die Bedeutung, die dem Gebet, theologischem Gerede und einer Entweihung durch Worte zugemessen wird.
Der Widerspruch könnte von der Tatsache herrühren, dass man bei den Überlegungen Körper und Geist trennt. Das war nicht immer so: z.B. in den animistischen Gesellschaften und selbst im Katholizismus und auch wenn die Eucharistie nur einen symbolischen Sinn hat wie bei den Protestanten. Stellt man mental diese entscheidende Einheit wieder her, wenn auch nur auf der Ebene unserer Vorstellungen, indem man dem Körper eine transzendente Dimension einräumt, erscheint der Organismus wie ein Schmelztiegel, wo sich die subtile Alchemie der Gedanken, Gefühle und der spirituellen Werte abspielen kann. Intellekt und Affekt wären also ein Merkmal der Verbindung, der Ausdrucksweg und der Reifungsort der spirituellen Dimension des Wesens.
Die Urpsychologie antwortet auf diese Fragen, indem sie Fakten darlegt: Man stellt tatsächlich fest, sofern der externe und interne Kontext günstig ist, dass ein enger Zusammenhang besteht, zwischen der Art die Liebe zu leben und übersinnliche Fähigkeiten zu entwickeln. Die Liebe fühlt sich demnach wie eine Form von Energie an, die sich im Körper ansammelt und die übernatürliche Dimension des Wesens speist.
Andererseits zeigt die Beobachtung übersinnlicher Phänomene, dass sie in engem Zusammenhang mit der spirituellen Dimension der Existenz stehen. Wahrsagen, Vorahnung, Telepathie und Hellsehen sind ebenso Mittel, die Materie zu transzendieren und zu dem vorzudringen, was die Philosophien der Antike die Essenzen nannten. So erscheint die Liebe schließlich als ein Weg zur Wahrheit, die nicht ein Durcheinander von Gewissheiten ist, sondern vielmehr ein Seinszustand, eine Expansion durch ständiges Infragestellen, welches unseren spirituellen Weg markiert.
Es geschieht sozusagen durch diese paranormalen Botschaften, dass Denken und Gefühle ihre spirituelle Funktion wiederfinden, die sie im Zeitalter der Aufklärung als Folge einer Art Kurzschluss zwischen den rationalistischen Hypothesen, dem machtgierigen Ego und dem Wissen, verloren haben. Die durch die Visionen übermittelten Botschaften, Warnträume oder I Ging, enthüllen uns den spirituellen Sinn von materiellen Ereignissen (physisch oder psychologisch), welches Denken und Gefühle ohne diese transzendente Erhellung nicht zu leisten vermögen.